Youporn: Dolly Buster und die Privatpornos

Ja, schon möglich, dass die Privatpornos das Leben der professionellen Pornostars nicht einfacher machen. Diese privaten Amateurfilme haben zweifelsohne eine ganze Menge Fans, die sie lieben, gerade, weil sie nicht perfekt sind, dafür jedoch eher die Illusion erzeugen, man sei gerade bei Nachbars im Schlafzimmer, um zuzusehen, wie die es so treiben. So etwas kann toll sein und befriedigt den Voyeur in einem in hohem Maße. Dolly Buster findet die Sache gar nicht so klasse. Einst stand sie selbst vor der Kamera und ließ sich in heißen Szenen ablichten; mittlerweile produziert sie nur noch und nutzt dabei ihren Namen, der vielen Menschen ein Begriff ist. Dolly Buster — der Name steht für Sex, für Erotik, für Pornografie.

YouPORN und die BILD-Zeitung — eine kleine Artikelanalyse

Was für manche Boulevardblätter so fantastisch an Sexseiten im Internet ist? Man kann sich ganz herrlich über sie aufregen und hat ganz nebenbei einen Artikel veröffentlicht, in dem es um Sex geht. Und da „Sex sells“ immer noch gilt, gewinnt man ganz schnell ganz viele Leser und kann gleichzeitig behaupten, dass es bei der Veröffentlichung des Artikels nur um die Wahrung von Moral und Anstand ging. Ja, ja, man kann zur BILD-Zeitung stehen, wie man will, irgendwie clever sind die Redakteure und Redakteurinnen dort schon, finden Sie nicht

„Der Erfolg von YouTube wird schamlos kopiert“ betitelte die Online-Version einen Artikel; allerdings war dieser Titel bedeutend kleiner als der darunter aufgeführte: „Warum zeigen immer mehr Menschen ihre privaten Sexfilme im Internet?“ Auch das ist irgendwie clever! Man stellt eine Frage, gibt sich damit irgendwie besorgt und informiert gleichzeitig darüber, dass es da diverse Menschen gibt, die im Internet private Sexfilme zeigen. Der eine oder andere Mensch mag empört weiter lesen, viele andere einfach aus Lust daran, zu erfahren, wo genau es denn diese privaten Sexfilme zu sehen gibt. Eine Mischgruppe macht beides gleichzeitig: Sie empört sich und schaut dann nach, was da so an Schmuddelkram im Internet geboten wird; natürlich nur, um sich selbst ein Bild davon zu machen. NUR aus diesem Grund!!! 😉

Diverse Teile des BILD-Artikels sind fett gedruckt, etwa dieser hier: Auf YouPorn teilen Hobbyfilmer erotische Sex-Filme mit der Weltöffentlichkeit, drehen sich (und andere) beim Sex. Hochladen und Anschauen ist kostenlos. Das ist eine wichtige Information! Das ist… auch irgendwie Werbung und Anreiz für den Leser, sich weiter mit dem Artikel zu beschäftigen. Gleichzeitig — für all diejenigen, die sich selbst ein Bild machen möchten, wie gesagt, rein aus Neugier oder zu Forschungszwecken… — enthalten die beiden Sätze die Internetadresse von YouPorn, allerdings nicht verlinkt. Die Betreiber von YouPorn.com sagten „danke“; ihre Server gingen in die Knie, weil es unendlich viele Menschen in Deutschland gab, die sich selbst ein Bild von der verwerflichen Sache machen wollten. Und damit alle auch sofort genau wissen, wie verwerflich das alles ist, wurde eine Reihe aus vier Bildern in den Artikel integriert, damit man schon einmal einen ersten Eindruck von den Inhalten auf YouPorn bekommt. Nur zu Infozwecken!

Dass es der BILD-Zeitung natürlich einzig und allein (IRONIE-Modus: on) darum geht, Unmoralisches anzuprangern, zeigt eine weitere fett markierte Textpassage: Schlimm: Sogar Kinder können die Sexs-Clips von „YouPorn“ sehen, eine Schutzfunktion gibt es nicht! Sexs wurde übrigens tatsächlich „Sexs“ geschrieben; man könnte durchaus auch „Seks“ oder „Säx“ sagen. Wir sind ja kreativ! Gleichzeitig wurde der Medienpsychologe Prof. Dr. Jo Groebel befragt; schließlich möchte man so einen Artikel ja auch wissenschaftlich untermauern, gell? Das macht mehr Eindruck. Unter dem Artikel gibt es dann noch die Anzeige für Dessous und der Artikel ist perfekt. Moralisch sauber, einwandfrei und… sehr (!) informativ. So geht das also! Den Bild-Artikel finden Sie übrigens hier: http://www.bild.de/BTO/news/aktuell/2006/11/14/private-sexfilme/private-sex-filme.html. Nur, damit Sie sich selbst ein Bild machen können.

YouPorn — … is born for porn

Der Erfolg von YouTube mag ansteckend gewesen sein; wenn eine Seite, auf die quasi jeder irgendwelche Filmchen hoch laden kann, so großen Erfolg hat, dann müsste doch eine ähnliche Seite, auf die man pornografische Videos… richtig, sie müsste ähnlichen Erfolg zeigen. Also wurde im August 2006 YouPorn geboren. Die Betreiber von YouPorn bleiben anonym, was möglich ist, da die Domain in Kalifornien registriert wurde und dort niemand offen legen muss, welche Domain er registriert hat.

Vermutet werden als Betreiber der Seite YouPorn einerseits Kalifornier, andererseits Deutsche. YouPorn wird bei Alexa Internet als eine der 50 meistbesuchten Internetseiten weltweit geführt; in Deutschland rangiert die Seite gar in den Top20. Alexa Internet ist ein Abkömmling von Amazon.com und dokumentiert weltweit Zugriffe auf Webseiten. Das Prinzip von YouPorn ist einfach: Nutzer können auf YouPorn pornografisches Material einstellen, das dann von anderen Nutzern angesehen wird; allerdings wird das eingereichte Filmmaterial zuvor geprüft, weshalb zwischen dem Upload des Videos und der Veröffentlichung meist ein bis zwei Tage vergehen.

Anders als Erotik- und Pornoseiten nach deutschem Recht, funktioniert YouPorn ohne jede Altersverifizierung. Wer möchte, besucht die Seite und schaut sich an, was geboten wird. Geld verdienen die YouPorn – Betreiber einerseits durch eine Premium-Mitgliedschaft, durch die der Zugriff auf ganz besondere Filme geboten wird. Andererseits arbeitet das Portal beispielsweise mit AdultFriendFinder.com zusammen, der nach eigenen Angaben weltweit größten Gemeinschaft für Sex & Swinger-Kontaktanzeigen. Daneben weren  auch kostenpflichtige Videochats mit Frauen und Männern an, die sich vor der Cam zeigen. Die Idee, die hinter YouPorn steht, viel kostenlose Erotik mit einigen zu bezahlenden Inhalten zu verbinden, scheint aufzugehen, was unter anderem am einfachen Zugriff auf die Seite YouPorn.com liegen dürfte. Genau der jedoch — dieser einfache Zugriff — ist manch einem ein Dorn im Auge.

You Porn und der verständliche Neid

Irgendwie ist ein gewisser Neid schon verständlich. Da erfüllen deutsche Erotikseiten-Anbieter viele Auflagen, verbergen die erotischen Inhalte ihrer Seiten hinter Altersverifizierungen und dann kommt YouPorn und agiert ohne all diese Auflagen: YouPorn kennt keine Altersverifizierung. Ein Dorn im Auge war YouPorn beispielsweise dem deutschen Erotikanbieter “Kirchberg Logistik“; also schrieb das Unternehmen Abmahnungen an Internetprovider in Deutschland, berief sich dabei auf den Jugendschutz und forderte die Provider dazu auf, den Zugang zu Seiten wie YouPorn zu sperren. Der Provider Arcor reagierte darauf und sperrte den Zugriff auf YouPorn tatsächlich für alle Kunden, die über einen Arcor – Anschluss ins Netz der Netze gelangten. Das Ganze hatte aber einen gravierenden Nachteil: Die Sperrung bewirkte, dass gleichzeitig der Zugriff auf andere Seiten im Internet ohne jeden pornografischen Inhalt ebenfalls unmöglich wurde. Also hob Arcor die Sperre schnell wieder auf, was Kirchberg Logistik erneut auf den Plan rief. Das Unternehmen beantragte am 19. Oktober 2007 erfolgreich eine einstweilige Verfügung gegen Arcor beim Landgericht Frankfurt (Main) und Arcor hatte den Zugang zu Seiten wie YouPorn erneut zu sperren.

Andere Internetprovider blieben davon jedoch unbeeindruckt. Sie gewährten ihren Kunden weiterhin Zugriff auf Seiten wie YouPorn, sodass Arcor allein auf weiter Flur blieb. Der einzige zu bleiben, der den Zugriff auf YouPorn sperren muss, erschien Arcor verständlicherweise nicht besonders vorteilhaft zu sein. Im Verlauf dieser ganzen Geschichte gab es weitere Gerichtsurteile: Kirchberg Logistik versuchte auch für den Provider KielNET eine einstweilige Verfügung durchzusetzen. Das Landgericht Kiel entschied jedoch anders als die Frankfurter Kollegen. Es stellte sich auf den Standpunkt, dass Internetprovider nicht für den Inhalt von Seiten, die durch den von ihnen angebotenen Internetzugang aufgerufen werden, verantwortlich sind, und folglich auch keinen Seitenzugriff sperren müssen. Etwas später urteilte das Landgericht Düsseldorf ähnlich, als es um eine einstweilige Verfügung gegen den Provider Tele2 ging. Beide Anbieter — Tele2 und KielNET — mussten den Zugang zu YouPorn also nicht sperren. Das wiederum führte zum Protest der Verantwortlichen bei Arcor. Schließlich bedeutete es einen gravierenden Nachteil für das Unternehmen, eigenen Kunden den Zugriff auf Seiten wie YouPorn verwehren zu müssen, während andere Provider diese Einschränkung nicht auferlegt bekamen.

Als witzigen Protest zu verstehen, ist der Antrag auf einstweilige Verfügung, den der über18.de Geschäftsführer Tobias Huch eingereicht hatte. Er forderte, dass Arcor in Zukunft auch den Zugriff auf Google sperren müsse, da Google ebenfalls Möglichkeiten bietet, an pornografisches Material ohne Altersfreigabe heranzukommen. Der Antrag wurde abgelehnt. Im Februar 2008 wurde schließlich auch die einstweilige Verfügung für Arcor aufgehoben; der Anbieter konnte seinen Kunden damit wieder den Zugriff auf YouPorn ermöglichen und tat dies prompt. Seither können die Kunden aller Internetprovider in Deutschland wieder YouPorn besuchen. Google Deutschland allerdings indiziert YouPorn seit April 2007 nicht mehr. Manchmal jedoch bleiben Seiten dennoch erfolgreich, selbst wenn sie von Google ignoriert werden… YouPorn ist dafür ein sehr gutes Beispiel.